Die These der Chronologiekritik besagt:
Die überlieferte Jahreszählung wurde
verfälscht.
Das erscheint zunächst befremdlich und widerspricht
unserem Schulwissen.
Die
Antithese
hierzu lautet:
Unsere
Zeitrechnung ist fehlerfrei
Beweise dafür liefern die
Naturwissenschaften
Diese
Antithese erweist sich rasch als unhaltbar!
Denn sie könnte nur dann richtig sein, wenn...
1. Zeitreihen und Jahreszahlen stets irregulär
verknüpft wären
-
Das
Verständnis der Messergebnisse (z.B. Äquinoxdatum, Eklipsen,
Tageslänge, 14C-Kalibrierung,
Dendrochronologie)
verlangt
bei
lückenloser Jahreszählung in jedem
Fall Zusatzhypothesen.
(n.b.: Ad-hoc
Hypothesen zum Immunisieren
gegen Falsifizierung sind
nicht zulässig! [K.
Popper])
2. die folgenden
Annahmen bekannter Forscher alle
richtig wären
- Zu Nicäa
(325 u.Z.) wurde der
Frühlingsbeginn auf den ursprünglichen 21.3. gesetzt [Gregor XIII.]
- Überzählige Schalttage vor dem Bau der Sonnenuhr wurden von
Augustus korrigiert [Wspr. - s.o.]
- Abweichungen bei vormittelalterlichen
Eklipsenberichten (Bedeckung, Jahr, Tag, Ort) gegenüber der Rückrechnung erklären sich aus 'Verformungstendenzen'
. [A. Demandt]
- Die Erdrotation unterliegt langfristigen periodischen
Schwankungen. [R. Stephenson]
- Nach Jahrtausenden änderte sich im Mittelalter das atmosphärische 14C/12C Verhältnis [M. Stuiver]
- Auch die 14C-Differenz zwischen Atmosphäre und Meer änderte sich
seit der Antike [Aa.;Ba.;Bo.]
- Die 14C-basierte Dendrochronologie
ist fehlerfrei! Sie widerlegt alternative Dendrochronologien, die sich auf Hölzer der Römerzeit im
historischen Kontext beziehen [M.
Baillie; E. Hollstein]
- Der gemessene Eiszuwachs des CAMP Bohrkerns
weicht um 15% ab (Bez.: Isotopenverteilung). [W. Dansgaard]
3. Befunde
abseits aller
statistischen Erwartung akzeptabel wären
- Signifikanter Mangel an Bodenfunden aus dem 'Frühmittelalter'
(gegenüber allen anderen Zeiten)
- Urkunden aus
dem 'Frühmittelalter' datieren erhaltene Bauten stets falsch
[H. Illig; G. Anwander]
- Sonnenfinsternisse
der Antike erscheinen
gegenüber den Berichten um drei Jahrhunderte später
- Zeitlich
verschobene und gestreckte
Korrelationen (z.B.
zwischen 14C und
SO4 in Eisbohrkernen)
4. Geschichte sich
durchaus wiederholen
könnte
- Im
Abstand von je ca. 3
Jahrhunderten wurden in jüngster
Zeit Aberdutzende Verdopplungen gefunden
Ein
paar Beispiele:
-47 und 272
- Brand der Bibliothek von
Alexandria
-12 und
283
- Zerstörung der Basilika Julia
in Rom
325 und 629
- Mutter
des Kaisers Konstantin
erhält in Jerusalem das Heilige Kreuz
[F. Thiess]
306 und 610
- Gleiche Ereignisse
zu Zeiten des Konstantin I.
und des Herakleios I.
613 und 912
- Konstanter Zeitabstand
zwischen Pippin d. Ä. und Karl III. und
deren Vorfahren
Sind 1.- 4.
nicht erfüllt, so ist die Antithese
falsch!
H.-E. Korth - Juli 2008
Quellenangaben:
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Hollstein, Ernst (1980):
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Thiess, Frank (1959): Die
Griechischen Kaiser. S.875: Martina, die 2. Ehefrau Kaiser Herakleios'
und Stiefmutter des Thronfolgers Konstantin führte den offiziellen
Titel 'Mutter des Kaisers'. Sie begleitete ihren Ehemann auch nach
Jerusalem. Dass Helena, die betagte Mutter
Konstantins d. Gr. 325 nach Jerusalem gereist sein soll, um dort
erfolgreich das Heilige Kreuz zu suchen, erscheint dem gegenüber höchst
unwahrscheinlich.