Gerbert von Aurillac
(†1003 uZ.): Der
bedeutendste Gelehrte seiner Zeit und Lehrer des jungen Otto
III. hatte den Kaiser nach Rom begleitet und war von diesem zum
Erzbischof von Ravenna ernannt worden. Als Papst
Silvester II. führte er nach dem plötzlichen Tod seines
Vorgängers, des
28-jährigen Gregor V. die römische Kirche in ein neues Jahrtausend
der Alexander-Epoche, nach welcher die Christenheit und Juden die Jahre
zählte [al Biruni].
Bereits 1241Alx|930ce hatte Aaron Ben Ascher den unter Berücksichtigung der Astronomie bearbeiteten masoretischen Tanach veröffentlicht. Die Anpassung der christlichen Überlieferungen an den gebräuchlichen Standard der Astronomen war also überfällig: |
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Wie die Chronik
von Edessa berichtete, wurde Christus im 307. Jahr der Seleukidenära
geboren. Überraschenderweise hatte sich herausgestellt, dass in den
Überlieferungen offenbar ein 'Grosses Jahr' [Hipparch] von 304j fehlte.
Darüber hinaus waren anscheinend einst die Mondzyklen des Kallipp und
des Hipparch vertauscht worden. Da die Indiktion (Römerzinszahl) seit
Augustus ohne Unterbrechung bis zur Gegenwart von 1 bis 15 zählte,
fehlten weitere 7 Jahre in der Überlieferung: Anscheinend war ein
Herrscher (Phokas) der Damnatio Memoriae verfallen. All dies ließ sich
problemlos mit wenigen 'Ergänzungen' in den überlieferten Texten
berichtigen.
Als der Papst am Himmelfahrtstag 1003ce die Heilige Messe in der Kirche Santa Croce di Gerusalemme zelebrierte, beim einstigen Palast der auch Helena genannten Kaisermutter, war er zusammen gebrochen. Als Letztes hätte er den Helfern befohlen, seinen 'verfluchten Leib' nach seinem Tode zu zerstückeln und sodann anonym zu verscharren. So hielt sich das Gerücht, er habe seine Seele zuvor dem Teufel verkauft.|br| Aber was mag diesen Papst dermaßen erschüttert haben? Die Kaisermutter Helena der Römer war in Wirklichkeit die in Griechenland geborene Tochter (†18.10.33 AD) des Marcus Vipsanius Agrippa. Sie war jedoch die Mutter von Caligula und nicht von Konstantin dem Großen.
NB: Agrippina d.Ä. starb am
18.10.33 AD, Helena am 18.8.330 CE. Werden die
61 fehlenden
Schalttage des Kalenders vor -44 AD (253 uZ.) berücksichtigt,
dann wären beide am gleichen Tag verstorben!
Die Messe des Papstes hatte die christliche
Mutter Konstantins mit der drei Jahrhunderte
früher lebenden heidnischen Kaiserin gleich gesetzt! Zu spät hatte
Gerbert erkannt, dass
es damit keinerlei Aussicht mehr gab, einen überprüfbaren Beleg für die
Existenz des Erlösers
und somit für die Wahrheit seiner Lehre zu finden.
Von seinem Vorgänger Gregor V. hatte Papst Silvester II. den kaiserlichen Auftrag übernommen, 'die Jahrhunderte zu bereinigen'. Mit einigem Druck auf die Bistümer hatter er dies schließlich erreicht. Die vom Papst als Säkularjahr zelebrierte Jahrtausendwende lieferte den Zeitgenossen den nahe liegenden Bezug für die Zählung der Jahre. Bis dahin war das Geburtsjahr Jesu nur eine Zeitmarke in der Antike gewesen, deren Jahr man anhand der Zählung der Griechen, verschiedener Weltären oder der römischen Indiktionszyklen bestimmte.
Wenige Jahre später lieferte die Jahrtausendwende dem Chronisten Thietmar von Merseburg den Zeitbezug. Seine vorsichtige Formulierung 'Es waren seit der Fleischwerdung des Herrn und des Millenniums Zahlenfülle 16 Jahre vergangen,...' belegt, dass Thietmar beide Daten wohl zu unterscheiden wusste.
In Rom hatte man
sich auf die seit frühchristlicher Zeit nie unterbrochene Folge der
Pontifikate berufen. Es steht zu vermuten, dass auch hier unter
Silvester II. eine 'Anpassung' erfolgte:
Die lange Reihe der Päpste ist im Liber
Pontificalis nieder gelegt. Unter dem Gegenpapst Dioskur soll es um 530 AD
entstanden sein. Ergänzt hätte es über drei Jahrhunderte später der
Gegenpapst Anastasius.
Auffällig ist jedoch die lange Folge von in den beiden
Teilen gleich langen Pontifikaten, die
kaum zufällig sein kann.
In
England hatte es offenbar einigen Widerstand gegen die Vorgaben aus Rom
gegeben und den „unerwarteten Ausbruch einer Empörung und einen dadurch
ausgelösten Gefahr drohenden Zustand“ (Vita
Bonifatii):
Am
15. 10. 705 trifft sich die angelsächsische politische Institution
des Witenagemots (Rat der Weisen) in Brentford bei London, um über den
„von Bischof Aldhelm vorangetriebenen propagandistischen Einsatz für
romorientierte Kirchengewohnheiten“ zu beraten.
(Theologische Realenzyklopädie, Band VII, S. 69).
Mit der Continuatio Bedae endet dort 766 AD die Geschichtsschreibung für drei Jahrhunderte bis zur normannischen Eroberung 1066 CE.
"Eadmer v. Canterbury († 1124) lässt
[in seiner Historia Novorum in Anglia]
nach Beda insgesamt 223 Jahre aus, von denen er dachte, sie seien der
Erwähnung nicht wert und während dieses Intervalls hinkt die Geschichte
daher ohne Unterstützung durch die Literatur." William v.
Malmsbury
[Weitere 118 Jahre (616-734 AD) sind von Beda
übernommen,
wodurch sich 44 Jahre (913-957 CE) verdoppeln – so fehlen 297 Jahre.]